Skitour Piz Palü

  • Gipfel
    Piz Palü
    Höhe
    3.899 m
    Gebirge
    Bernina
    Art der Tour
    Skitour
    Datum der Tour
    13. April 2024
    Ausgangspunkt
    Talstation Diavolezza-Seilbahn, Pontresina im Engadin
    Gefahreneinschätzung
    mäßig
    Exposition der Route
    in der Abfahrt v.a. Nord

    Am Samstag ging es äußerst kurzentschlossen ins Engadin - eigentlich wollte ich ja was in den Lechtaler Alpen machen, doch die Warnungen des Lawinenwarndiensts vor Durchfeuchtung der Schneedecke, Hitze und dadurch bedingter Lawinengefahr in Zusammenspiel mit den beiden Lawinenunglücken der vergangenen Woche ließen mich noch spontan in der Nacht umdisponieren. Folglich war ich auch nur mäßig vorbereitet. Bei der Zufahrt schien es am Fernpass aber doch gute Abstrahlung zu geben ...


    Gestartet bin ich an der Diavolezza-Talstation, wo man tagsüber kostenfrei parken kann. Überhaupt das Parken: Fast überall im Gebiet stehen Parkuhren und Verbotsschilder. Insbesondere das Parken über Nacht - vom Campieren nicht zu reden - ist häufig verboten und für die Zuwiderhandlung werden hohe Bußgelder angedroht. Wie streng das tatsächlich gesehen wird, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls fuhr die Polizei auch am Abend Streife, wobei ich nicht weiß, ob die sich um Camper kümmern. Eventuell bietet es sich an, mit der Rhätischen Bahn anzureisen - sowohl die Diavolezza als auch Morteratsch haben eigene Bahnhalte.

    Auffahrt mit der Diavolezza-Seilbahn um kurz nach Betriebsbeginn 8 Uhr, 31 CHF einfache Bergfahrt. Wann man starten kann, hängt wohl v.a. vom Andrang der Tourengeher ab - am Samstag eine enorme Zahl, was das "übliche Skihochtouren-Gescharre" bewirkte. Wie in vielen Beschreibungen zu lesen (siehe Route im Tourentipp-Archiv), geht es von der Diavolezza-Bergstation ca. 250 HM ziemlich ruppig hinunter zum Pers-Gletscher. Hier geht es am Morgen jedenfalls derzeit wirklich nur darum, heil unten anzukommen (einen Sturz mit Skiverlust habe ich gesehen), nicht um skifahrerischen Genuss. Ich war froh, doch noch die guten Skier (mit halbwegs brauchbaren Skikanten) genommen zu haben.

    Ab dem Pers-Gletscher ging es dank der dieses Frühjahr wirklich sehr guten Schneelage im Gebiet unproblematisch bis zum Skidepot in dem Joch unter dem Ostgipfel - Harscheisen am Samstag nicht erforderlich, angeseilt gegangen ist kaum jemand. Der weitere Anstieg zum Ostgipfel erfolgt mit Steigeisen (zur Zeit würden wohl sogar Leichtsteigeisen reichen) und gestaltete sich am Samstag recht einfach, auch der kurze ausgesetzte Gratteil. Das größte Problem bei dem Andrang am Samstag war die Vielzahl an Begehern, wobei viele nicht so wirkten, als ob sie geübte Hochtourengeher wären. Ich habe jedenfalls auch einen großen Schneebrocken, den ein mutmaßlicher Anfänger weiter oben losgetreten hat, auf den Helm bekommen (Helm unbedingt unten anlegen!) und zwischenzeitlich gewisse Sorge gehabt, dass ein Tourengeher aus der absteigenden großen Gruppe noch abrutscht und mich mitnimmt. Am Grat erlebt man ohnehin erhebliche Drängelei: Zwei Tourengeher mussten mich unbedingt an einer ausgesetzten Gratstelle beim Fotografieren überholen, um dann wenige Meter später selber stehen zu bleiben.

    Da es mir am (leichteren) Ostgipfel zu rummelig zuging, bin ich rasch weiter zum Hauptgipfel. Der Anstieg dorthin ist kurz deutlich schärfer als zum Ostgipfel, zur Zeit aber (vielleicht wegen des vielen Schnees?) recht gut machbar. Auf Bildern, die ich in Internet-Beschreibungen gesehen habe, sah es deutlich schmäler aus.

    Am breiten Hauptgipfel bei weitgehender Windstille ließ sich bei immer noch hohem, aber deutlich geringerem Andrang die hervorragende Aussicht genießen. Dennoch ging es bald weiter - die Überschreitung des Palü kostet Zeit, und bei Auffahrt mit Seilbahn ist man ja ohnehin recht spät dran. Für die ca. 80 Höhenmeter vom Hauptgipfel bis zur Abkletterstelle kurz vor dem Nebengipfel Piz Spinas lohnt die Abfahrt derzeit nicht - meistens harter oder windgepresster Schnee. Das Abklettern Richtung Italien (Altipiano-Gletscher) ist bei der Überschreitung zur Zeit die heikelste Stelle - aufgeweichter Schnee und es ist auch nicht alles fest. Für diese Passage sind Stahl-Steigeisen und Pickel sehr empfehlenswert. Zur Bellavista-Scharte geht es dann ab dem Ende des Abkletterns mehr oder weniger in Schussfahrt hinüber. Von dort müsste man für die Abfahrt durch das "Loch" (Foura) ohnehin kurz aufsteigen (einige haben das getreppelt / gehaxelt), daher habe ich wie in der Tourentipp-Beschreibung genannt die Felle angelegt und bin noch gut 200 Hm zu einem der Bellavista-Gipfel (das müsste P. 3.885 gewesen sein) hoch - in der Höhe zieht es sich doch ein bisschen.

    Bei der Abfahrt gab es wechselnde Schneebedingungen. Oben sonnseitig kurz tragfähige Schneedecke, dann Pulver; zunächst noch leicht windgepresst, später dann auch schön locker. Im "Loch" auch zerfahrene Schneedecke, je weiter unten umso mehr Feuchtschnee - kein Firn. Die häufig problematische Abfahrt (wegen Gletscherspalten) ist zur Zeit dank der guten Schneelage wirklich gut zu machen. Ohnehin dürfte aber regelmäßig (gerade bei viel Andrang) nicht so sehr das skifahrerische Vergnügen im Vordergrund stehen denn das wirklich ungemein beeindruckende Landschaftserlebnis.

    Unten heraus muss man am Gletscher am Nachmittag auch anschieben, bevor es in die zerfahrene "Gletscherabfahrt" von der Diavolezza geht. Die letzten ca. 5 km vom Gletscherende hinaus zum Bahnhalt Morteratsch sind ziemlich flach und brauchen viel Anschieben / Skating / Haxeln bei der enormen Nachmittagshitze. Am Bahnhof kann man sich zur Zeit nicht mit einer Einkehr belohnen, denn das Hotel Morteratsch hat gerade Betriebsruhe. Die Züge der Rhätischen Bahn fahren meistens im Stundentakt in knapp 10 min zurück zur Diavolezza-Talstation (5,90 CHF).


    Insgesamt eine tolle Skihochtour auf einen berühmten Gipfel bei derzeit sehr guter Schneelage, getrübt etwas durch den wirklich enormen Andrang und durchwachsene Schneeverhältnisse.


    Bilder (da 10 auszusuchen, ist wirklich hart):


    Der obligatorische Palü-Blick von der Diavolezza-Bergstation:



    Beim Aufstieg oberhalb des Cambrena-Eisbruches - im Joch in Bildmitte ist das Skidepot:



    Blick vom Skidepot auf den Stapf-Aufstieg zum Ostgipfel:



    Kurz vor dem Ostgipfel schnürt sich der Grat zusammen:



    Blick vom Ostgipfel zum Hauptgipfel - der Grat zur Zeit verhältnismäßig unschwierig:



    Der weitere Weg ab dem Hauptgipfel, hinten Piz Bernina:



    Blick zurück auf die Abkletterstelle von kurz vor der Bellavista-Scharte:



    Blick von der Bellavista auf die Abfahrt durch den "Buuch":



    Die Abfahrt durch das Loch ist zur Zeit sehr gut eingeschneit, die Eismassen sind aber wirklich beeindruckend - dennoch sicherheitshalber zügig durchfahren:



    Blick vom flachen Teil des Morteratsch-Gletschers auf die steile Abfahrt:


Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!